Alles auf Hoffnung!

Autor: Amelie Rick | 26.06.2024

 

Hoffnung ist ein großes Wort. Ein Wort, das wir immer seltener in unserem alltäglichen Leben antreffen. Die Nostalgie des „Früher war alles besser“-Spruchs scheint wieder neu aufzuleben. In ihm schwingt all das mit, mit dem unsere Herzen gerade zu kämpfen haben und mit dem wir schier überfordert sind. Schenken wir den Nachrichten, den politischen Debatten, der allgemeinen Stimmung im Land und vor allem unseren stetigen Begleitern namens Smartphone Glauben, kann man auch gar nicht anders, als sich zurückzusehnen. Weg zurück in eine Zeit, in der wir nicht mit so vielen tausenden Bildern, Videos, Shirtstorms und Schlagzeilen konfrontiert waren, die unsere Blicke und Gedanken Tag für Tag gefangen hielten. Heute gehören sie zu unserem täglich Brot, diese Konfrontationen mit den großen Problemen dieser Welt. Alles schnell zugänglich und als Video-Dopaminschub hübsch verpackt. Und dazu tausend verschiedene Meinungen, wie wir das alles einzuordnen haben. Wir wollen all diese Probleme nicht negieren. Nein, sie sind da. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Und doch gerät da irgendwas in uns in Schieflage, wenn wir gar nicht mehr anders können, als unser Haupt regelmäßig andächtig zu neigen…, um auf unser Smartphone zu schauen.

Doch dann, in einem kleinen, unscheinbaren Augenblick, nehmen wir neben uns eine Bewegung wahr. Eine Bewegung, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht und unseren Blick weglockt von diesem viereckigen Ding in unserer Hand. Die Bewegung dort gehört zu einem Kind, das gerade neben seinen Eltern herläuft, während diese sich angeregt unterhalten. Es summt vor sich hin. Springt gewissenhaft von einem ins nächste Stein-Kästchen, aus denen der Gehweg gepflastert wurde. Bloß nicht die Ritzen berühren! Sonst hat es verloren. Ach ja, das typische Spiel bei langweiligen Spaziergängen: „Der Boden ist Lava“. Süffisant grinsend schauen wir dem Kind beim Spielen zu und hören somit auch den plötzlichen Übergang des Summens in eine imaginäre Szenerie, die das Kind nun lauthals aus sich herausschreit: „Und jetzt springt er, so weit er kann. Wird er den Sprung über die Lava-Kante ins nächste Feld schaffen? Er setzt zum Sprung an uuuuuuuuuund schafft es in der allerletzten Sekunde. Wenn das mal kein Superheld ist! Du hast es geschafft, Superman! Du bist der Größte!“

Das Kind bleibt in Siegerpose stehen. In diesem Moment pustet der Wind seine Jacke so sehr auf, dass es fast den Anschein macht, als stünde da wirklich Superman. Bis ihn der Wind umpustet und der kleine Superman nun weinend am Boden liegt. Seine Eltern laufen zu ihm und trösten ihn. „Alles halb so wild, mein Schatz!“ „Was hat Superman gerade erlebt?— Wirklich? Oh, das musst Du uns genauer erzählen.“ Und schon steht das Kind wieder auf und läuft mit seinen Eltern weiter Richtung Spielplatz.

Verdattert bleiben wir stehen. „Was war denn das?“, fragt uns unser Herz? „War das da eben nicht Hoffnung?“ Ja, das könnte Hoffnung gewesen sein… Hoffnung kommt doch von „Hopen“, also von Hüpfen oder Springen, oder? Ja, das stimmt! Trotz der Umstände und trotz der lauernden Gefahr, die wir gerade auf unseren Bildschirmen gesehen haben. All dem zum Trotz!

Und plötzlich wird es ganz weich in unseren Herzen. Heißt es nicht irgendwo „Werdet wie die Kinder“? Ja, das hätte schon was. So hoffnungsvoll wie dieses Kind zu sein, das wir da gerade haben spielen sehen. Doch seine Imagination fühlt sich für uns eher so an, als sei sie mehr Wirklichkeit als Fantasie. Gefahr, wohin wir auch blicken. Lavaströme, die aus allen Ritzen quellen. Zukunftsangst! Ja, das ist das Wort, das es wohl am besten beschreibt: Zukunftsangst! Und was machen wir? Lassen wir uns vom Anblick dieser Szenerie in Schockstarre versetzen oder sind wir ebenfalls bereit, Anlauf zu nehmen und etwas zu tun. Zu springen?

Zu springen, so wie es Generationen vor uns auch schon getan haben. Als sie zum Beispiel eine Arche bauten, obwohl kein Regen in Aussicht war.  Weil sie wussten, dass eine Flut kommen würde und wie sie ihr begegnen konnten. Oder als Menschen den Mut hatten, aus der Sklaverei zu fliehen, mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf ihr gelobtes Land, im Herzen. Oder als viel, viel später Menschen die Kriegstrümmer ihres Landes in die eigene Hand nahmen, um es wieder aufzubauen. Oder als deren Kinder friedlich demonstrierend für das Ende einer Mauer kämpften, die dann tatsächlich auf wundersame Art und Weise fiel. Es gibt sie, diese Geschichten der Hoffnung. Und sie lebten von Menschen, die sprangen. Wollen nicht auch wir zu diesen Menschen gehören? Zu denen, von denen man sich in der Zukunft ähnliches erzählen wird? Dann sollten wir uns ein Beispiel an den hüpfenden Kindern um uns herum nehmen. Ihre Kindheit kann unser Jetzt positiv beeinflussen und wird einmal unsere Zukunft sein. Und wir haben es in der Hand, von was sie geprägt sein wird.

„Und was ist, wenn wir fallen?“ – „Alles halb so wild, mein Schatz.“, wird dann unser himmlischer Vater sagen, der unsere Wunden sanft versorgt, während er uns zuhört. „Alles halb so wild!“ Und dann? Dann werden wir Hand in Hand weiter mit Ihm Richtung Spielplatz laufen. Mit dem, der unser Gestern und Heute kennt. Und unser Morgen!