Ankommen 

Autor: Amelie Rick | 07.12.2022

 

Wir schreiben das Jahr 2022. Es ist Mitte November in Berlin. Und egal, wie alt oder jung, groß oder klein, arm oder reich, unterwegs oder daheim: Alle geraten in den Abendstunden in eine glückselige Verzückung: Es schneit! Es schneit tatsächlich! In Berlin! Kaum zu glauben… Überall in den beleuchteten Fenstern drücken sich Kinder ihre Nasen an den Scheiben platt, benetzen sie mit ihrem feinen Atemnebel und summen leise vor sich hin: „Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus…“. Irgendwas macht das weiße Wunderland auch mit den Erwachsenen. Erinnerungen aus längst vergessenen Zeiten drängen sich mit solch einer Macht in ihr Bewusstsein hinein, dass sie kaum anders können, als glücklich zu grinsen. Der Film, der vor ihrem inneren Auge abläuft, küsst ein Wissen wie von Zauberhand wieder in ihnen wach: Eigentlich sind auch sie in ihren Herzen noch immer Kind. Nach diesem ersten Moment des Staunens gerät nun alles in heimelige Geschäftigkeit: Kinder schlüpfen in ihre Schneeausrüstung und beginnen, Schneemänner zu bauen, Schneeballschlachten zu veranstalten oder Schlitten zu fahren. Am besten alles gleichzeitig. Tees werden aufgesetzt, Plätzchenrezepte hervorgekramt, Kerzen angezündet und sogar der Weihnachtsschmuck aus dem Keller geholt. Auch die Kiste mit den Weihnachtsalben von Frank Sinatra, Michael Bublé und Co versteht sich. Alle versuchen, dieses Gefühl der sich ankündigenden, besinnlichen Zeit einzufangen und mit allen Sinnen in sich aufzusaugen. Denn alle spüren es: dieses Sehnen nach Ankommen.

Ja, die Weihnachtszeit ist eine besondere Zeit. Denn sie zeigt uns jedes Jahr auf’s Neue, dass wir Menschen Wesen sind, die sich nach einem Zuhause, nach Gemeinschaft, nach Sinn und Verbundenheit sehnen. Genau aus diesem Grund verdrängen wir auch jedes Jahr erfolgreich, dass das Weihnachtsfest das eine Fest ist, auf dessen friedliche und sinnvolle Traumvorstellung oft am 24.12. die ernüchternde Realität trifft. Als würde sich unsere Erinnerung selbst kopfschüttelnd die Hand an die Stirn schlagen, werden wir immer wieder unter dem Weihnachtsbaum, am Esstisch, bei den zahlreichen besinnlichen Terminen oder durch unsere gefühlte Einsamkeit in diesen Tagen daran erinnert: Es gibt keine perfekte Welt. Weil Menschen nun mal nicht perfekt sind.

Doch warum tragen wir dann solch ein Sehnen nach Harmonie, Gemütlichkeit, Zuhause, ja nach Ankommen in uns? Wir als Stiftung glauben, dass dieses Sehnen von Anbeginn der Menschheit in uns angelegt wurde. Als ein Geschenk, das der Schöpfer selbst uns macht: Es ist der Magnet, der uns immer wieder zu der Frage treibt: Wo bin ich zu Hause, wo darf ich ankommen? Für uns ist es nicht wundersam, dass ausgerechnet besonders zu Weihnachten solche Fragen an die Herzen so vieler klopfen. Denn wir glauben fest daran, dass die Antwort auf dieses menschliche Sehnen in diesem Fest zu finden ist: Gott kennt uns Menschen und hat uns erdacht und gemacht. Als Wesen, die in Seinem Arm zu Hause sind! Das allein war Gottes Grund, uns zu erschaffen: Er wollte Gemeinschaft mit uns haben und uns einfach lieben dürfen. Doch die Menschheit nahm viele Abzweigungen und versuchte, sich durch eigene Kraftanstrengung, Verstand, Wissen und Besitz selbst glücklich zu machen. Gott wusste, dass wir so niemals wirklich ankommen würden. Also sandte Er uns Seinen Sohn. Seinen Sohn Jesus, der als Retter der Welt zu Weihnachten auf die Erde kam. Um die Menschheit von sich selbst und ihrem Getrenntsein von ihrem himmlischen Vater zu erlösen.

Durch Jesus’ Ankunft auf der Welt findet unser Sehnen endlich seine eigentliche Bestimmung: Denn es wurde vor Urzeiten dazu bestimmt, nur durch den Einen vollkommen erfüllt zu werden. Seine Einladung steht noch heute. Und ganz besonders zur Weihnachtszeit. Mögen wir dieser Einladung folgen und uns immer wieder neu von Seinen Armen finden lassen!