Schenk uns Dein Herz! 

Autor: Amelie Rick | 06.07.2022

 

24. Februar 2022. Deutschland schaltet das Handy, den Fernseher oder das Radio ein. Und lauscht Annalena Baerbocks Stimme: „Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht.“ Das, was jahrelang unvorstellbar schien, ist Wirklichkeit geworden: Es gibt Krieg in Europa. Nur einige Autostunden von uns entfernt.

 

Wie in unabgesprochener Einigkeit regt sich in vielen Bewohnern und Bewohnerinnen unseres Landes der gleiche Wunsch: „Wir müssen helfen! Wir können nicht tatenlos zusehen, wie Menschen aus ihrem Land vertrieben werden.“ Angetrieben von ihrem Tatendrang und ihrem unbedingten Willen, dieser Ungerechtigkeit des Krieges etwas entgegensetzen zu können, schließen sich Menschen quer über das Land verteilt kollektiv zusammen. Man kennt die anderen nicht, die ebenfalls gerade ein Zimmer für eine Flüchtlingsfamilie frei machen, Hilfsgüter einkaufen gehen oder Spenden an Hilfsorganisationen überweisen. Aber man spürt, dass es sie gibt: Man merkt es an der Atmosphäre im Land. Menschen schließen sich zusammen und helfen denen, die in Not sind. Was für eine Kraft, die damit freigesetzt wird! Und was für ein Segen…!

 

Mittlerweile sind einige Monate ins Land gegangen und die Nachrichten, die wir über die Ukraine hören, sind normal geworden. Es wird weiterhin geholfen, aber die Energie des ersten Momentes, als wir vom Krieg hörten, ist weniger geworden. So hart es auch klingen mag: Wir haben uns fast schon an die Kriegsnachrichten aus der Ukraine gewöhnt. Und das ist nur allzu menschlich. Genauso wie das Zurückkehren in den eigenen Alltag, in den nach dem ersten Ansturm von Flüchtlingen nun so etwas wie Normalität eingekehrt ist. Was der Ukraine nun hilft, ist unsere Ausdauer. Eine Ausdauer, die beständig ist. Die bleibt, wenn der erste Schrei der Ungerechtigkeit verhallt ist. Doch diese Ausdauer ist eine hohe Tugend. Eine Tugend, die wir vielleicht für einige Tagen und Wochen aus uns selbst heraus aufrecht erhalten können. Eine Tugend, die aber schnell an Kraft verlieren kann, wenn sie nicht aus einer Quelle stammt, die ständig für Nachschub sorgt. Die Bibel spricht in vielen Stellen von Ausdauer. Immer wieder geht sie darauf ein, wie wichtig es ist, festzuhalten, mit Geduld und Treue Gutes zu tun und sich in Selbstbeherrschung zu üben, damit Ausdauer möglich wird. Doch sie zeigt auch auf, dass diese Ausdauer aus uns selbst heraus zum Scheitern verurteilt ist.

 

Gerade in den Zeiten, in denen wir merken, dass wir mit unserer gut gemeinten Motivation ans Ende kommen, ermutigt uns Gottes Wort: „Meine Gnade ist alles, was Du brauchst. Denn gerade wenn Du schwach bist, wirkt meine Kraft besonders in Dir.“ (2.Korinther 12;9) Ist das nicht eine wunderbare Zusage, die Gott uns da gibt? Er weiß um unsere Begrenzungen. Und möchte sich in ihnen erweisen. Wir dürfen schwach sein und gleichzeitig den Wunsch in uns tragen, helfen zu wollen. Gott freut sich darüber! Damit die Ausdauer, die ebenfalls in Gottes Wort beschrieben wird, möglich wird, dürfen wir Ihn selbst um Rat fragen. Ihn bitten, uns zu zeigen, wann was und wie dran ist. Und wann etwas nicht dran ist. In diesem Zusammenspiel wird himmlische Ausdauer möglich: eine Ausdauer, die getränkt ist aus einer ewigen Quelle. Eine Ausdauer, die sich selbst ihrer eigenen Begrenzungen bewusst ist und diese wahrt und achtet. Damit sich dann die Kraft aus der Höhe darin erweisen kann, die durch unsere Schwachheit fließt.

 

Eine herrliche Ambivalenz göttlicher Realität, auf die wir mit unserem Input heute Appetit machen wollen! Lasst uns mit Ausdauer denen zur Seite stehen, die unsere Hilfe brauchen. Getränkt mit einer Kraft, die nicht uns gehört.