Wenn das Leben Fragen stellt 

Autor: Amelie Rick | 03.04.2023

 

Es gibt diese Momente im Leben, die wir wohl alle gemein haben. Ohne dass wir uns gegenseitig oder die jeweilige Geschichte des anderen kennen würden. Diese Momente, in denen uns das Leben entgegenzuschreien scheint. In denen wir uns vor innere oder äußere Herausforderungen gestellt sehen, die wir in dieser Art und Qualität noch nicht bewältigen mussten. In denen wir uns Fragen stellen, die wir uns so noch nie vorher stellen mussten. Kurz: In denen uns das Leben selbst das Leben schwer macht.

Würden wir uns alle zu einem Kaffeetrinken und Kuchenessen mit gemeinsamem Austausch zu diesem Thema treffen, hätte jeder von uns sicher vieles zu erzählen. Denn das Leben schreibt seine Geschichten mit uns. Und nur in den seltensten Fällen sind diese gradlinig und ohne Herausforderungen, auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen. Doch wären unsere Geschichten nicht auch irgendwie langweilig, wenig unterhaltsam, spannend und lehrreich, wenn sie nicht auch gespickt wären von diesen fragwürdigen Widrigkeiten, die es zu überwinden galt? Können wir hier mit „Ja“ beantworten, kommen wir der faszinierenden Ambivalenz von Fragen und Zweifeln ein wenig mehr auf die Spur.

Denn ihre Anwesenheit in unseren Lebensläufen deutet nicht nur darauf hin, dass wir auch durch schwere Zeiten gehen mussten. Sie zeigen auch darauf, dass wir gelernt haben, uns ihnen zu stellen und sie so in unser Leben zu integrieren, dass wir mit ihnen zurechtkommen und sie vielleicht sogar als Gewinn benennen können. Viele Menschen, die offen von ihren Fragen und Schicksalsschlägen erzählen, berichten oft davon, dass diese Erfahrungen zwar hart waren und teilweise auch immer noch schmerzen, aber auch zu wichtigen Erkenntnissen führten, die den Alltag nun bereichern. Genau diese Erkenntnisse, die aus solchen Phasen resultieren, sind mit Gold nicht zu bezahlen. Denn sie wurden aus dem Schmelzofen, der sich Leben nennt, gewonnen und fungieren nun als eine Art Schatz, in dem man findet, was Bestand hat: Weisheit, Lebenserfahrung, Resilienz, Mitgefühl, Rat und so vieles mehr.

Nun wollen wir Fragen und Zweifel hiermit auf keinen Fall glorifizieren. Denn genauso, wie wir alle Menschen kennen, die an den Herausforderungen des Lebens gewachsen sind, kennen wir auch all diejenigen, die an ihnen zerbrochen sind. Oder wir gehören vielleicht selbst zu ihnen dazu. Viele stehen vielleicht gerade vor einer Infragestellung ihres gesamten Lebens, weil all das, woran man einmal geglaubt hat, vor den eigenen Augen zu wackeln beginnt: Erwartungen, Hoffnungen, Sehnsüchte, Träume, Beziehungen, der eigene Glaube. Wir wollen hier nicht mit flotten Sprüchen pauschale Ermutigungen schreiben oder Bibelverse zum Besten geben, die der Situation gar nicht gerecht werden. Wir wollen mitfühlen, mitleiden, gemeinsam zweifeln und gemeinsam klagen. Und, wenn das Bedürfnis besteht, gemeinsam Gott die Frage stellen, warum Er uns das zumutet, was gerade passiert. Wir werden zusammen echt, legen unsere Rollen und Masken ab. Und machen Gott damit ein Geschenk: Denn unsere Echtheit macht Begegnung mit Ihm möglich. Wir dürfen klagen, genauso wie wir uns freuen dürfen, wenn es uns gut geht. Denn das gehört zum Leben dazu. Das zeigt uns auch die Bibel, die neben Liedern voller Freude und Danksagung auch sehr viele Klagelieder enthält. Ja, wir dürfen zweifeln und wir dürfen nicht verstehen. Gott hält das aus. Und Er mutet es uns zu. Nicht, weil Er es nicht gut mit uns meint. Ganz im Gegenteil. Er möchte uns genau dort zeigen: Ich sehe Dich. Ich trage Dich. Ich weiß und ich bin.

Wir wünschen jedem, der das zurzeit braucht, genau diese Erfahrung und einen befriedeten Ausgang der gerade durchlebten Geschichte. Auf dass diese auch irgendwann bei einem Kaffeetrinken und Kuchenessen zur Ermutigung und Quelle für Sie selbst und andere wird!

In diesem Sinne frohe Ostern und liebe Grüße von Ihrem Team der Stiftung Bildung.Werte.Leben